Erste Eindrücke von MNT Reform | Code and Create

Erste Eindrücke von MNT Reform

Erste Eindrücke von MNT Reform

Seit ein paar Tagen habe ich ihn nun, den MNT Reform. Auch wenn, wie es zu erwarten war, die Hardware nicht grade die schnellste ist, so bin ich doch sehr zufrieden mit dem Gerät. Wenn man schon einmal einen Rhapsberry PI 4 mit einem halbwegs aktuellen Intel/AMD basierendem System verglichen hat, bekommt man ein Gefühl dafür wie so die Arbeitsgeschwindigkeit des Systems ist.

Das Gerät ist mit viel Liebe zum Detail entwickelt worden. Wer MNT auf Twitter oder Mastodon verfolg merkt schnell die Passion, die hinter den Produkten steckt. Beispielsweise liegt neben Gerät und Ladekabel, SD-Karte, Sticker und ein paar Schrauben und ggf WiFi-Karte und SSD ein Handbuch dabei, was den Namen auch wirklich verdient. Das Handbuch hilft beim Einstieg in sowohl die Hardware als auch die Software.

Nachdem man SSD und WiFi Karte - sofern man eine irgendwo rumliegen oder mitbestellt hat - eingebaut und die Akkuhalter angesteckt hat, kann es los gehen. Beiliegende SD-Karte eingesteckt, "Circle + 1" drücken und los gehts.

Das System ist gestartet und nun? Nunja, das Installieren auf NVMe SSD geht nach Anleitung im Handbuch - und ggf. Partitionierung über Gnome Disks - recht schnell von der Hand. Leider ist der Bootswitch auf dem SBC auf die SD-Karte fest eingestellt. Somit müsste man die SD-Karte immer drin lassen, wenn man von SSD booten möchte... Also hieß es für mich, den Kühler von der SBC abzuschrauben, Switch auf eMMC zu stellen und neu zu booten.

Aber wie sagt man dem Recovery System (yeah!) im eMMC das rootfs von der SSD zu laden? Nach einem kurzen Gespräch mit Lukas (dem Kopf hinter MNT) war das Problem eingegrenzt: Das installierte U-Boot verwendete das Boot-Script nicht. U-Boot ersetzt und schon klappte der Start von NVMe perfekt.

Als nächstes Nutzer anlegen und Software einrichten. Tastatur auf Deutsch umstellen läuft über reform-config bzw. für Sway (s. U.) in der Konfigurationsdatei .config/sway/config relativ einfach. An der entsprechenden Stelle - sieht man recht fix, wenn man die Datei in gedit o.ä. öffnet - folgende Zeile einfügen;

input "1003:8258:MNT_Reform_Keyboard" xkb_layout de

Gnome ist Mist

Ok, das ist nun etwas sehr übertrieben und auch eher ein allgemeines Problem von Linux als vom Reform... Aber Gnome frisst sehr viele Systemresourcen. Auf einem System wie dem Reform zu viele, meiner Meinung nach. Außerdem ist die Gnome Shell schnell mal voll beschäftigt, was zu starken Rucklern in der UI führt. Richtet man beispielsweise über Evolution Kalender ein, ist die UI kaum noch nutzbar und die Maus stottert rum.

Xorg kann man vergessen... aber Sway rockt

Für grafische Nutzeroberfläche bleibt einem aktuell nur Wayland. Xorg kommt mit der Hardware (noch) nicht klar. Es gibt zwar die Möglichkeit mittels Cage zum Beispiel XFCE in einer einzigen Xwayland Session laufen zu lassen. Aber es empfiehlt sich Sway zu verwenden.

Ein tiling window manager / Compositor ist für Leute, die von macOS oder Windows kommen sehr ungewohnt. Man macht einfach viel mehr mit der Tastatur als dass man beispielsweise mit einer Maus Fenster hin und her schubst. Aber hat man sich einmal eingewöhnt, lernt man es zu schätzen. Für mich läuft das Fenstermanagement damit viel effizienter als mit einer Maus.

Will man Sway an seine Bedürfnisse anpassen so ist das Editieren von Konfigurationsdateien angesagt. Das ist definitiv nicht für jeden geeignet. Rudimentäres Verständnis für Webtechnologien (CSS) oder fürs Skripten sind auf jeden fall notwendig. Aber das ist ja durchaus auch die Intension vom Reform an sich; mehr Verständnis dafür was da im Computer eigentlich vorgeht.

Vorläufiges Fazit

Natürlich, hier und da ist der Reform aktuell noch recht beta auf der Softwareseite. So funktionieren aktuell beispielsweise die Hardwaredecoder der VPU nicht. Dadurch sollte man beispielsweise vom Abspielen von Videos mit mehr als 720p/30fps absehen. Auch Moonlight zum remote zocken ist nicht wirklich schön.

Aber daran wird aktiv gearbeitet und über den IRC Channel #reform auf Freenode oder das offizielle Forum unter https://community.mnt.re/ wird einem schnell und kompetent geholfen wenn man irgendwo mal hängt.

Die Geschwindigkeit des Systems ist absolut ausreichend für alltägliches; Web, E-Mails, Kalender, Kontakte, Telegram, Matrix, ein bisschen Bildbearbeitung, Textverarbeitung und co... Alles ohne Probleme möglich. Ein wenig Gaming ist auch kein Problem. Und dazu noch der Reform wenig Strom für das alles. Ein klares und dickes Plus auf der ökologischen Seite.

Das Tippgefühl auf der (etwas) ungewöhnlichen Tastatur ist toll! Liegt irgendwo zwischen einer guten (nicht-Butterfly) Macbook Tastatur und einer Razor Gaming Tastatur.

Wenn man wirklich zocken oder zum Beispiel Videos bearbeiten möchte empfiehlt es sich schlicht einen zweiten (Stand-) Computer oder eine Spielkonsole zu haben.

Ein paar Empfehlungen und Links

  • Whisper (https://itemlabel.com/collections/whisper/products/whisper-font) ist eine tolle Schriftart für waybar (.config/waybar/config), der Leiste oben in Sway
  • Faded (https://www.gnome-look.org/p/1441504/) als GTK Theme
  • Hack als Editor-Schriftart
  • Ein paar Befehle:
    #Fehlende Standardpakete nachinstallieren:
    sudo apt install dialog swaylock xfce4-appfinder
    # Synaptic innerhalb von Sway:
    sudo -E synaptic
    # GTK Theme in QT Programmen (s. U.)
    sudo apt install qt5-style-plugins qt5ct
    qt5ct
    # Besserer Archivmanager
    sudo apt install file-roller
    # Screenlocker für Sway
    sudo apt install swaylock
    # Terminology, ein "schickes Terminal"
    sudo apt install terminology
    # Hack-Schriftart
    sudo apt install fonts-hack
  • Umgebungsvariablen für .bash_profile
    # Benötigt für Terminology:
    export ECORE_EVAS_ENGINE=wayland_egl
    export ELM_ENGINE=wayland_egl
    # Erzwingen von QT GTK2 Theme:
    export QT_QPA_PLATFORMTHEME=gtk2
  • Beispiel für ein Hintergrundbild in .config/sway/config:
    output * bg "~/Pfad/zum/Bild.jpg" fit